Da ich in lebendigem und freundschaftlichem Austausch mit der Künstlerin Andrea Partheymüller-Gerber stehe, zeigte sie mir die von ihr gewonnenen Erfahrungen über Farbherstellung bei Pflanzen.
Auch der Farbherstellungsprozess sollte bewusst und mit Aufmerksamkeit ausgeführt werden. Sehr schön ist es, wenn man wieder einen Bezug zur Pflanze aufbaut, z.B. in Form einer Rückschau oder zeichnerischen Übung, in Verbindung mit einem passenden Gedanken.
Für die Farbgewinnung eignen sich die grünen Beeren, die von Juli bis August gepflückt werden können. Ab September verändert sich der Farbton der Früchte zu einem Schwarz-Violett. Aus den grünen Beeren erzielt man einen kräftigen goldgelben Ton, aus den schwarzen ein Gelb-Grün, wobei die Töne immer variieren können.
Der Verwandlungsprozess der Beere zum Pigment kann mit einer klaren Vorstellung zum Ablauf beginnen. Die Früchte kommen ins Wasser und werden auf dem Herd erhitzt, kurz aufgekocht und dann ca. eine halbe Stunde weiter geköchelt Am Ende kommt Alaun dazu, ein Salz als Säure. Das Salz löst sich auf, die Flüssigkeit gewinnt einen leicht rötlichen Ton. Die Beeren werden abgesiebt, und in die wässrige farbige Substanz kommt Pottasche, das ist die Lauge. Dieser Moment ist immer sehr interessant. Die flüssige Farbe beginnt zu schäumen und steigt auf, oft verwandelt sich der Farbton und man kann unterschiedliche Farben erkennen. Ist der Prozess geglückt, flockt die Farbe aus, steigt nach oben und setzt sich dann mit der Zeit am Boden des Gefäßes ab. Nun kann man alles durch einen Kaffeefilter schütten. Die Farbsubstanz bleibt im Filter als puddingartige Masse zurück, die nun wiederum am besten unter einer Glühbirne getrocknet wird. Sie trocknet aus, wird rissig und kann Spiralformen entwickeln. Die Farbe ist hart geworden und muss nun in einer Reibschale zu einem feinen, pulvrigen Pigment verwandelt werden, das aus kleinsten durchgefärbten Kristallen besteht.